Heiligtum und Siedlungszentrum der Treverer, der Martberg bei Pommern a. d. Mosel.

Abb. 1: Topographie Martberg

Die steilen Hänge des am Unterlauf der Mosel gelegenen Martbergs erheben sich etwa 200 m über dem Flusslauf (Abb. 1). Die verkehrsgünstige Lage dürfte ausschlaggebend für eine Aufsiedlung des 40 ha großen Bergplateaus im 4. und im 1.Jh. v. Chr. gewesen sein. Unmittelbar an der Ostseite des Bergs verlief eine alte, in römischer Zeit ausgebaute Querverbindung, die die beiden wichtigen über den Hunsrück und die Eifel verlaufenden Verkehrsachsen miteinander verband. Am Fuß des Martbergs ließ sich die Mosel mit Hilfe einer noch während des 19. Jh. begangenen Furt durchqueren.

Abb. 2: Kombination der Grabungsergebnisse

Auf dem höchsten Punkt des Martbergs befand sich ein gallorömischer Tempelbezirk, der seit 1994 im Rahmen des Schwerpunktprogrammes Romanisierung der Deutschen Forschungsgemeinschaft freigelegt wird. Grabungen fanden hier schon zum Ende des 19. Jh. statt, ohne jedoch die Komplexität der Anlage zu erkennen. Mittlerweile ist der Tempelbezirk vollständig freigelegt und dokumentiert. (Abb. 2).

Befestigung, Siedlungsgröße, Münzprägung und Importware lassen auf eine stadtähnliche Anlage, einem Oppidum schließen. Hier befand sich ein Siedlungszentrum der Treverer, einem keltischen an der Mosel siedelnden Stamm. Die Treverer schützten im 1. Jh. v. Chr. das Bergplateau mit einer mehrere Kilometer langen Befestigung. Charakteristisch für die keltische Befestigungsweise ist die so genannte Pfostenschlitzmauer, bei der vor dem Wallkörper aus Erde und Steinen eine steinerne ca. 3 m hohe Trockenmauer verläuft, die durch senkrecht stehende Holzbalken stabilisiert wurde. Der Zugang zum Bergplateau erfolgte im Nordosten über den tiefer gelegenen Hüttenberg und einen schmalen Grad. Befestigungs- und Besiedlungsspuren weist auch das 30 ha große Bergplateau des Hüttenbergs auf, bisher ist das zeitliche Verhältnis beider Anlagen zueinander noch nicht geklärt.

Die Ausdehnung und Struktur der keltischen stadtähnlichen Siedlung auf dem Martberg ist noch weitgehend unbekannt. Nach Aussage des Fundmaterials ist auf dem Mattberg schon im 4. Jh. v. Chr. mit einer Besiedlung zu rechnen, der Schwerpunkt der Besiedlung lag im 1. Jh. v. Chr.. Innerhalb einer 10 ha großen geomagnetisch prospektierten Fläche zeichnen sich zahllose Pfostenspuren und Siedlungsgruben ab, die von einer intensiven Besiedlung des Bergplateaus zeugen (Abb. 2). Nach der Eroberung des Treverergebietes durch die Römer, dürfte sich ab dem 1. Jh. n. Chr. auf dem Martberg nur noch eine kleine, die Versorgung des Heiligtums gewährleistende Siedlung befunden haben.

Zu Beginn des 1. Jh. v. Chr. legten die Treverer einen großen Platz inmitten ihrer Siedlung an,  der vermutlich als Versammlungsplatz diente. Hier dürften Rechtsstreitigkeiten geklärt, Stammesversammlungen einberufen und militärische Planungen besprochen worden sein, damit eng verbunden waren die unter freiem Himmel stattfindenden kultischen Handlungen. Die frühsten einem Kult zuzuordnenden Gebäude lassen sich erst in die letzten Jahrzehnte vor der Zeitwende datieren. Aus unscheinbaren, innerhalb eines Siedlungsbildes nicht weiter auffallenden Pfostenbauten und Grabenanlagen entwickelten sich monumentale frührömische Fachwerkbauten. Am Ende des 2. Jh. n. Chr. werden die für die Region charakteristischen gallorömischen Umgangstempel in der Steinbauweise errichtet (Abb. 2). Innerhalb des Tempelbezirks konnten 4-5 gleichzeitig stehende Tempelbauten nachgewiesen werden, die bis zu 6 Bauphasen aufwiesen. Letztere lassen auf die kontinuierliche Kulttradition der Treverer von der keltischen zur römischen Epoche schließen.

Zahlreiche keltische Münzfunde, auffallend viele Fibeln und Waffen belegen den Kultcharakter der frühen Gebäude. Die Datierung der spätkeltischen Fibeln spricht für die zeitliche Einordnung des Heiligtums in die Jahrzehnte v. Chr. Eine geringe Anzahl von Funden lässt eine Aktivität auf dem Kultplatz zu Beginn des letzten Jahrhunderts v. Chr. erkennen.

Abb. 3: Keltische Bronze- und Goldmünze, römische Silbermünzen

Die Umfriedung des etwa 70 x 60 m großen Tempelbezirks wies bis zu 9 Bauphasen auf, von einfachen Zaungräbchen über Pfostensetzungen bis hin zu den steinernen Wandelhallen des 3. Jh. n. Chr. entwickelt sich das Heiligtum kontinuierlich bis auf einzige Unterbrechung. Dabei wurde in der frühen Phase des Kultbezirks eine 100 x 100 m große, das Heiligtum durchziehende Grabenanlage ausgehoben (Abb. 1). Ob hier um die Jahre 30/20 v. Chr. ein Lager römischer Truppen oder ein großer kurzfristig genutzten Versammlungsplatz der Treverer angelegt wurde, läßt sich bisher nicht sagen. Der extrem große Zugang im Südosten, die geringe Tiefe der Grabenanlage und das Fehlen von Gegenständen des Militärs könnten gegen ein römisches Lager sprechen.

Abb.4: römischer Fingerring

In römischer Zeit wurde der keltische Brauch Münzen und Schmuckgegenstände zu opfern fortgesetzt, davon zeugen tausende Münzen (Abb.3), hunderte Fibeln und Schmuckgegenstände (Abb.4). Neu war die Opferung von Miniaturgefäßen, deren Scherben noch heute die Ackeroberfläche bedecken. Die Pilger erstanden diese Gefäße in den Töpferbezirken von Karden und brachten sie innerhalb des Tempelbezirks auf dem Martberg in der Hoffnung auf Erfüllung ihres Anliegens dar. Zumindest für den Griechen Tychikos erfüllte sich seine Bitte, er fand Genesung nach langer schwerer Krankheit und brachte seine Dankbarkeit in der Weihung eines Inschriftensteines zum Ausdruck. Dem Weihestein zufolge wurde Lenus Mars auf dem Martberg verehrt und bis heute trägt der Berg den Namen der römischen Gottheit.